Victoria Amelina war eine ukrainische Romanautorin, Dichterin und Kinderbuchautorin, die für ihre literarische Auseinandersetzung mit der zeitgenössischen ukrainischen Identität und Geschichte bekannt war. Bekanntheit erlangte sie mit ihrem Debütroman „The Fall Syndrome: about Homo Compatiens“, der die Maidan-Proteste von 2014 thematisierte und in ganz Europa auf kritische Anerkennung stieß. Zu ihren späteren Werken gehörten das Kinderbuch „Somebody, or Water Heart“ und der Roman „Dom's Dream Kingdom“, der für den LitAkcent-Literaturpreis und den Europäischen Literaturpreis der Europäischen Union nominiert wurde. Amelina erhielt den Joseph-Conrad-Literaturpreis und war Finalistin für mehrere weitere renommierte Auszeichnungen.
Ursprünglich in Informatik ausgebildet, wechselte Amelina 2015 von einer IT-Karriere zum hauptberuflichen Schreiben und etablierte sich schnell als eine besondere Stimme in der ukrainischen Literatur. Ihre Werke verbanden oft persönliche und kollektive Erinnerung, insbesondere in „Dom's Dream Kingdom“, das die Familie eines sowjetischen Obersts beschreibt, die im ehemaligen Haus des polnisch-jüdischen Autors Stanisław Lem lebt. Als Mitglied von PEN International setzte sie sich für Menschenrechte ein und sprach unter anderem auf dem 84. PEN-Weltkongress über den inhaftierten ukrainischen Filmemacher Oleg Sentsov.
Nach dem russischen Überfall auf die Ukraine dokumentierte Amelina Kriegsverbrechen, während sie weiterhin Lyrik und Prosa schrieb. 2022 entdeckte sie während ihrer Recherchen in der Region Izium das Tagebuch des ermordeten Schriftstellers Volodymyr Vakulenko. Tragischerweise starb sie im Juli 2023 an den Verletzungen, die sie durch einen russischen Raketenangriff auf Kramatorsk erlitten hatte. Ihre Werke, die in mehrere Sprachen übersetzt wurden, bleiben ein Zeugnis ihres literarischen und humanitären Vermächtnisses.